Das italienische Frühstück: Cappuccio & Cornetto

Italienische Frühstück

Das italienische Frühstück: ein wahres Gourmet-Ritual

Für uns Italiener – das weiß man – ist Essen nicht nur ein Mittel, um sich am Leben zu erhalten und gesund zu bleiben. Das Essen ist für uns eine Philosophie, ein Ritual und eine der Freuden des Lebens, aber auch eines der beliebtesten Mittel für Geselligkeit und Zusammensein.

Diese Leidenschaft für das Essen, oder besser gesagt für gutes Essen, spiegelt sich auch in ihrer Beziehung zu Restaurants, Bars und dergleichen wider: Die Italiener gehören zu den Bevölkerungen, die am liebsten auswärts essen und geben dafür jedes Jahr rund 85 Milliarden Euro aus!

Ebenso wie das Mittag- und das Abendessen spielt auch das Frühstück eine Rolle.
Ein echtes Ritual für Italiener jeden Alters und jeder Region, ein besonderer Moment, den man sich selbst widmet, um den Tag mit der richtigen Energie zu beginnen.

Wieder einmal ist das Frühstück in der Bar besser als zu Hause: aber was ist das typische Frühstück der Einwohner von Bel Paese? Was und wie essen wir es am liebsten? Das wollen wir gemeinsam herausfinden.

 

Das Frühstück in der “Bar”

Das typische italienische Frühstück ist recht süß aber sehr schmackhaft, auch wenn es eine wahre Kohlenhydratbombe ist.

Obwohl viele Italiener gerne zu Hause frühstücken, ziehen es ebenso viele, wenn nicht sogar mehr, vor, in der “Bar” (das Café) unter dem Büro oder in der örtlichen Bäckerei einzukehren und zu essen.

Anders als man meinen könnte, ist die Tradition des italienischen Frühstücks, so wie wir es heute kennen, noch recht jung, etwa 60-70 Jahre alt, und ist zum Teil auf die hervorragende italienische Konditorkunst und die Leidenschaft für das gemeinsame Essen zurückzuführen, im Gegensatz zum amerikanischen “on the go”-Modell.

Das Frühstück an der Bar ist eine gute Möglichkeit, sich etwas Besonderes zu gönnen und den Tag mit einem guten Gefühl zu beginnen.

Während wir eine Brioche genießen, nutzen wir die Gelegenheit, um mit einem Kollegen oder dem Barkeeper zu plaudern und sich die Neuigkeiten des Tages anzuhören, umgeben vom Klirren der Tassen und den Stimmen der anderen Kunden.

Es macht nichts, wenn an den Tischen kein Platz ist: Das Frühstück kann auch an der Theke eingenommen werden, vor allem in der Eile vor dem Arbeitsbeginn.

 

Frühstück in Nord- und Süditalien

Das typische Frühstück auf Sizilien: Granita mit “Brioscia con Tuppo”

Im Norden ist das klassische Frühstück an der Bar ein Kaffee oder Cappuccino, begleitet von einem Cornetto.
Dieser kann leer oder mit unzähligen Cremes gefüllt sein: Schokolade, Vanillepudding, Marmelade, Chantilly-Creme, Pistaziencreme und vieles mehr. Es ist für jeden etwas dabei!

 

Anders ist es im Süden, wo zum Kaffee die typischen Granitas gereicht werden.
Dazu kann eine sogenannte “Brioscia con il Tuppo” (ein Hefeteig-Teilchen) bestellt werde.

Cornetto, Croissant und Brioche

Wenn wir über das italienische Frühstück sprechen, haben wir drei verschiedene Arten von süßem Gebäck: Croissant, Brioche und Cornetto.
Aber was sind die Unterschiede zwischen dem einen und dem anderen?

Für die meisten Italiener ist die Unterscheidung eher unscharf: In vielen Regionen bezeichnen Croissant, Brioche und Cornetto im Wesentlichen das Gleiche, während in anderen Regionen ein Begriff für alles verwendet wird.

Im Norden (wo ich beispielsweise herkomme) bezeichnen wir mit “Brioche” unterschiedslos jedes süße Frühstücksgebäck. Wenn du ‘Cornetto’ sagst, werden sie dich genauso gut verstehen (auch wenn man oft eher an das bekannte Eis denkt), aber in der Regel nutzen wir einfach das Wort Brioche.

Im Süden hingegen ist “Brioche” das oben genannte spezifisches sizilianische Gebäck, welches mit Granita serviert wird, und der Begriff “Cornetto” wird für das allgemeines Croissant mit oder ohne Füllung verwendet.

Für die Italiener ist der Unterschied zwischen den drei verschiedenen Begriffen im Grunde nur eine Frage der Worte und der Regionen.
In Wirklichkeit besteht der Unterschied zwischen Brioche, Cornetto und Croissant in den Zutaten, der Form und der Geschichte.

Brioche

Die “wahre” Brioche

Entgegen der landläufigen Meinung im Norden hat die echte Brioche französische Wurzeln und eine runde Form; ihre Hauptzutaten sind Mehl, Eier, Butter, Hefe und Schmalz.

Die Sizilianer haben dieses Rezept aufgegriffen und abgeändert, insbesondere die Füllung.
Während die französische Brioche in der Regel mit Sahne, Schokolade, Marmelade und Konfitüre gefüllt wird, wird die sizilianische Brioche getränkt oder mit Granita und Eiscreme gefüllt.

Nun, da wir dies wissen, können wir sagen, dass die Norditaliener den Begriff falsch verwenden.

Das Kuriose an der Brioche ist die ungeklärte Herkunft des Begriffs: Die Meinungen sind in der Tat vielfältig und widersprüchlich.
Die am meisten anerkannte Theorie findet sich in der Enzyklopädie von Treccani, die besagt, dass sich der Begriff “Brioche” von “brier”, d.h. kneten, ableitet.
Alexandre Dumas hingegen meinte, das Wort sei eine Kombination aus “Brie”, dem Käse, der ursprünglich die Grundlage für den Teig bildete, und “oche”, also Feige.
Wieder andere behaupten, dass “Brioche” die Verbindung von “bris” (Pause/Unterbrechung) und “ho-cher” (Mischung) ist.

Cornetto

Mein absoluter Favorit: Cornetto mit “Crema Pasticcera” Füllung (Eine Vanillecreme aus Eigelb, Milch, Zucker, Mehl und Zitronenschale)

Im Gegensatz zur Brioche hat das Cornetto zwar österreichische Ursprünge, ist aber typisch italienisch: Sein Hauptvorläufer ist der Wiener Kipfel, eine süße und herzhafte Spezialität in Form eines Halbmondes.

Er kam 1683 nach Italien, als die Serenissima von Venedig regen Handel mit Wien unterhielt, und den Venezianern gefiel er so gut, dass sie beschlossen, ihn zu ihrem eigenen zu machen: Das Rezept wurde so verändert, dass der Cornetto entstand, wie wir ihn heute kennen.

Er wird aus Mehl, Milch, Eiern, Zucker, Salz, Butter und Hefe hergestellt und kann leer oder gefüllt serviert werden. Normalerweise wird ein Eigelb auf die Oberfläche gestrichen, um ihr eine goldenere Farbe zu verleihen.

Croissant

Das “wahre” Croissant

Der Name leitet sich vom französischen Wort “crescent” ab, was so viel wie Halbmond bedeutet. Der Legende nach wurde er anlässlich der Hochzeit zwischen Lui-gi XVI. und Marie Antoinette von Österreich in Versailles geschaffen.

Das Croissant stammt ebenfalls vom Wiener Kipfel ab, kam aber erst später, 1838, mit der Eröffnung der Boulangerie Viennoise in Paris auf den Markt.
Es stimmt also nicht, dass das Croissant vor dem italienischen Cornetto geboren wurde!
Die Zutaten sind dieselben, aber es werden keine Eier und weniger Zucker verwendet, und die Butter ist die wichtigste Zutat, die dem Kuchen eine flockigere und leichtere Konsistenz verleiht als seinem italienischen Bruder.

Hast du schon mal ein italienisches Frühstück probiert? Was ist deine Meinung dazu?

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